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Anziehpuppen um die Jahrhundertwende

Zu dieser Zeit ist die europäische Luxuspapierindustrie auf dem Höhepunkt ihrer Möglichkeiten und ihres Erfolges. Nie wieder wird auf der Welt in solch einem großen Umfang und in so hoher Qualität gedruckt, geprägt und gestanzt.

In dem Buch "Das ABC des Luxuspapiers" wird eine Statistik von1898 erwähnt, die sich nur auf Betriebe in Berlin bezieht: Demzufolge gab es allein dort "150 Luxuspapier-Fabriken, von denen über 20 mit 100 bis 500 Beschäftigten arbeiteten, Hagelberg mit 1800." Chromolithographische Kunstanstalten und Betriebe gab es aber überall in Deutschland, auch wenn viele davon nur als Ein-Mann-Betriebe existierten.

Es gab zu dieser Zeit Vereine, Zeitschriften und natürlich die Weltausstellungen, wo die Männer der Branche sich und ihre hochwertigen Produkte präsentieren konnten. Ankleidepuppen waren dabei ja nur ein kleines Mosaikteil des aufwendigen Papierimperiums, das sich entwickelt hatte: Gruß- und Postkarten, Kalender, Menuekarten, Poster, Einladungskarten, Knallbonbons, Tanzkarten, Sammelbilder, Papiersoldaten, Andachtsbilder und Heiligenbildchen, Fleißbillets, Briefpapier, Gesellschaftsspiele und Spielkarten, Bilder- und Kinderbücher, Etiketten, Pralinenringe, Laternen, Girlanden, Oblaten, Reklame, Trauerartikel, Tapeten, Dekorationen, Masken, Fächer, Papierblumen, Karnevalartikel ...u.s.w.!

Berühmte Firmen aus dieser Zeit sind u.a.: Raphael Tuck & Sons in London, Pellerin in Epinal (Frankreich), A. Sala in Berlin, J. Scholz in Mainz, Meißner & Buch in Leipzig und J. F. Schreiber in Esslingen.

   

Alte Ankleidepuppe von Raphael Tuck

Artistic Series I.

Auf der Rückseite ist das U. S. Patent vom 20. Februar 1894 angegeben.

Die aus Deutschland stammende Familie wirbt zu diesem Zeitpunkt:

Raphael Tuck & Sons, London, Paris, New-York

 

 

Reprint einer alten Tuck-Anziehpuppe von Shackman & Co. von 1988.

Im Gegensatz zu den alten Kleidern, haben die Kostüme der nachgedruckten Stücke fast immer Häckchen, um die Kleider zu befestigen, auch wenn sie auf diesem Bild kaum zu erkennen sind. Daran erkennt der Experte einen Nachdruck dieser Serien schon auf den ersten Blick.

Die alten Puppen bekamen die Kleider mit dem verlängerten Hals einfach unter den Kopf geschoben.

Von mehreren Ankleidepuppen dieser Firmen gibt es Nachdrucke, die im Englischen und auch bei Sammlern Reprints genannt werden. Aber keiner dieser Nachdrucke kommt an die Qualität der alten Stücke heran, die auch über 100 Jahre nach ihrem Druck nichts von ihrer Farbpracht verloren haben.

Natürlich gab es auch in dieser Epoche Anziehpuppen, die in ihrer Machart lieblos gestaltet und minderwertig waren, die gibt es in jedem Jahrzehnt, aber das Gros aus dieser Zeit spiegelt den Reichtum dieser Zeit wieder, der allerdings, das sollten wir bei den Gedanken an die "gute alte Zeit" niemals vergessen, nur wenigen Mächtigen und einer kleinen Schicht vorbehalten war und auf der Ausbeutung von Arbeitern und Kolonien basierte.

   

Diese Anziehpuppe stammt höchstwahrscheinlich von Meißner & Buch aus Leipzig.

Leider fehlt der Karton.

Die Figur ist aus fester Pappe und wie die Kleider schon fertig ausgestanzt und mit Prägedruck hergestellt.

 

Diese rätselhafte Puppe gehört zum meinen Lieblingsstücken, da ich ihr Gesicht bezaubernd finde und ihr geringelten Strümpfe so bemerkenswert.

 

Ob die Kleider wirklich zu dieser hübschen Dame gehören, weiß ich nicht, weil die Armhaltung anders ist und die Kleider nachträglich eine Hand angeklebt bekommen haben.

Über genauere Informationen zu diesem Stück würde ich mich sehr freuen.

Typisch für Meißner & Buch sind die Einkerbungen an den Schultern der Puppe und angeklebte kleine Drahtstücke auf den Rückseiten der Kleider oder deren rostige Rückstände.

Alle Kenntnisse, die ich über die Anziehpuppen von Meißner & Buch und deren Entwicklung im 20. Jahrhundert habe, verdanke ich übrigens den Bemühungen und dem Wissen von Margit Schötschel, die unglaublich viel über die Firmengeschichte zusammengetragen hat.

Mehr Infos und Photos folgen bald.