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  Meine Leidenschaft für Anziehpuppen aus Papier ...

begann 1981 in Hamburg. Und wie viele andere Sammlerinen und Sammlern wurde auch ich durch Anziehpuppen der amerikanischen Fima Dover mit dem Sammelvirus infiziert. Eigentlich war ich ja zu dem Zeitpunkt mit 17 Jahren schon aus dem Alter heraus, mit Puppen zu spielen. Doch zum Glück war ich selbstbewußt genug, mir diesen Spaß zu gönnen. Ich konnte allerdings nicht ahnen, was daraus entstehen würde ...!

Jahre später in meinem Geschäft habe ich viele deutsche Frauen erlebt, die unglücklich seufzten und sich murmelnd; "Schade, dass ich nicht mehr Kind bin", die Freude an diesem Spielzeug für jung und alt versagten.

Marilyn Monroe Paper Dolls von Tom Tierney, Dover Publ. Inc. 1979

Damals gab es nur eine handvoll Hefte mit Anziehpuppen von Dover. Inwischen hat dieser amerikanische Verlag weit über 300 verschiedene große und kleine Hefte veröffentlicht.

Es gibt u. a. eine Serie mit allen Präsidenten der USA, den Papst, zwei Hefte mit Prinzessin Diana, viele berühmte Filmstars, Musiker, Tänzerinnen und Mode der letzten zwei Jahrtausende.

Die großen Standardhefte sind etwas größer als DIN A4 und haben jeweils 16 Seiten zum Ausschneiden. Manchmal, wie bei Marilyn Monroe, gibt es nur eine Puppe zum Ankleiden, manchmal aber auch mehrere Figuren.

Für Marilyn Monroe gibt es 31 authentische Filmkostüme aus ihren berühmtesten Filmen.

Zu Beginn waren die Seiten im Inneren der Hefte noch matt gedruckt, was mir persönlich besser gefällt.

 

Weitere Anziehpuppen Tom Tierney in dieser "frühen Periode" waren Rudolph Valentino, Glamourous Movie Stars of the Thirties, Vivien Leigh und John Wayne.

 

Victorian Fashion Paper Dolls from Harper´s Bazar, 1867-1898 von Theodor Menten, Dover Publ. Inc. 1977

Dieses Heft sieht auf den Blick aus wie der Nachdruck alter Anziehpuppen, doch dieser Eindruck täuscht. Theodore Menten hat diese Paper Dolls derart gestaltet, dass sie original aus der berühmten viktorianischen Modezeitschrift des 19. Jahrhunderts stammen könnten. Dabei hielt er sich nur sehr genau an die Vorlagen der Abbildungen.

Ich gebe zu, als ich dieses Heft im Schaufenster sah, war es um mich geschehen. Damals war ich auch noch so naiv, ernsthaft zu glauben, jeder müßte meine Begeisterung teilen!

Ein großer Irrtum!

Nur meine Mutter und meine Freundin Rosi waren bereit, sich mit mir gemeinsam über neue Stücke zu freuen. Ich begann, Zurückhaltung zu üben, um meine Umwelt nicht zu nerven, zu irritieren oder zu langweilen.

Um so größer war meine Freude, als ich Gleichgesinnte in England, den USA und Dänemark fand.

In den USA gab es damals schon mehrere Magazine und Newsletters nur über Anziehpuppen:

Die Paper Doll Gazette wurde von Shirley Hedge herausgegeben und erschien vierteljährlich (im Jahr 1984 erschien schon die 67. Ausgabe!).

Midwest Paper Dolls & Toys Quarterly wurde von Janie Varsolona und Louise Kaufman herausgegeben.

Außerdem gab es Jim Farone´s P.D. Pal, The Paperdoll Digest, Loretta´s Place, Emma Terry´s Paper Doll News Letter und sogar in Alaska brachte Beverly Wethington ein kleines Magazin heraus.

In England gibt es seit vielen Jahren The Paper Doll Circle. Gestartet wurde diese Publikation von Jenny Bloomfield, in den letzten Jahren wurde sie von Lorna Currie Thomopolous weitergeführt.

Im kleinen Königreich Dänemark gab es über die letzten Jahre sogar zwei regelmäßig erscheinende Sammlermagazine von Lise Clasen und Lone Mortensen. Leider wurden beide inzwischen eingestellt.

Ich gebe zu bedenken, dass all diese frühen Veröffentlichungen noch mit Schreibmaschine getippt wurden und im Copy-Shop verfielfältigt werden mussten!

Ähm... was ich eigentlich sagen wollte: Im Ausland scheinen die Berührungsängste mit Anziehpuppen aus Papier geringer zu sein. Das Bedürfnis, etwas über die Verlage und Künstler herauszubekommen, hat schon vor Jahrzehnten zu fundierten Artikeln und Sachbüchern geführt. Selbst in Finnland erschien vor einigen Jahren ein Buch über Anziehpuppen aus Papier.

Mein Problem war von Beginn an, dass viele Sammlerinnen und Sammler Informationen und Anziehpupen von mir haben wollten. Okay, damals gab es noch Drucksachen, so dass Versand und Austausch nicht ganz so teuer waren. Aber um den Sammlerfreunden im Ausland einen regelmäßigen Überblick über europäische Ankleidepuppen aus Papier zu geben, gab ich für einige Jahre einen englischsprachigen Newsletter heraus Your German Paper Doll Friend. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht und die vielen Kontakte haben mein Leben bereichert. Leider wurde es mir zu viel Arbeit, als ich mein erstes Geschäft eröffnete. Ich fand keine Mitstreiterinnen und mein Schulenglisch ging mir auch nicht immer flüssig von der Hand. Außerdem erreichte ich mit den englischen Texten viele deutsche Sammlerinnen nicht.

Einen zweiten Versuch startete ich mit der kleinen Papierpuppenzeitung, aber auch hier das gleiche Problem: Mein Versuch, alles zweisprachig zu gestalten, kostete viel Zeit und wieder stand ich alleine an der Papierpuppenfront. Dieses Projekt möchte ich aber trotzdem in absehbarer Zukunft weiterführen, denn ich weiß, es gibt schon einige interessierte Sammlerinnen in Deutschland und natürlich die Möglichkeit, andere Menschen für dieses vielseitige Sammelobjekt zu begeistern.

Nach einigen Umzügen, Trennungen und anderen Umbrüchen in meinem Leben, bin ich nun in Hessen gelandet. Seit zwei Jahren lebe ich in der Nähe Wiesbadens und bemerke, wie das Verlassen meines heiß geliebten Nordens  Engergie und Kreativität freigesetzt hat. Mein Heimweh verarbeite ich beim Schreiben und indem ich fast täglich mit Freunden und Familie telefoniere.

Und obwohl ich begonnen hatte, meine Sammlung zu reduzieren und mich von einigen Stücken zu trennen, finden immer wieder neue Stücke ihren Weg in meine Sammlung. So bekam ich zu Weihnachten 2008 zum Beispiel das allerschönste Geschenk: Einen großen Karton voller amerikanischer Anziehpuppen. Nicht nur, dass ich zwei Tage überglücklich mit Sortieren und Zuordnen beschäftigt war. Es befand sich auch ein Stück darunter, dass ich schon immer haben wollte: Walt Disney´s großes Schneewitchen von 1938. Überhaupt waren alle Stücke dieses wunderbaren Kartons aus den Jahren 1938 - 1942 und außer Schauspielerinnen gab es auch einige patriotische Paper Dolls, mit "fröhlichen" Frauen und Männern, bereit für ihr Vaterland in Übersee oder an der Heimatfront ihren Dienst zu tun.

Anziehpuppen und der Krieg sind übrigens ein sehr interessantes Thema, das nicht so selten ist. So wie Sport, Musik oder Filme, kann und wurde auch Spielzeug für Propaganda eingesetzt. Es kann Menschen, Völker und Religionen verbinden oder spalten. Bei den Papiersoldaten ist es natürlich vordergründiger, aber die Damen und ihre Modewelt haben auch oft die Möglichkeiten genutzt, ihre Gesinnung zu bezeugen und Flagge zu zeigen. Und natürlich gibt es auch Soldaten zum Ausschneiden und Ankleiden.

Das Sammelgebiet ist so groß, dass sich viele Sammler spezialisieren. Das habe ich nie getan, denn mich interessieren gerade die unerschiedlichen Themen und Motive. Ich kann mich für alte und neue Anziehpuppen begeistern, große und winzige Figuren, Massenware und Unikate.

Einige Sammlerinnen sammeln zum Beispiel nur Filmstars und schöne Mode oder bestimmte Künstler. Andere sammeln nur Comicfiguren, Tiere oder einen bestimmten Zeitabschnitt.

Wie in der Kunst, gibt es einige Paper Doll Artists, die man so leicht erkennen kann wie einen Monet, Picasso oder Kandinsky. Aber natürlich gehört dazu schon etwas Fachwissen und Erfahrung. Genauso verhält es sich mit dem Erkennen, ob ein Stück alt ist. Wie alt? Oder vielleicht doch ein Nachdruck? Erst nach Jahren wurde mir bewußt, was für ein Know-How ich mir inzwischen angeeignet hatte.

Anziehpuppen aus Papier sind immer ein Spiegel ihrer Zeit. Sie reflektieren Modeströmungen, Zeitgeist, Industrialisierung, Frauenemanzipation, Kindererziehung, Krisen, Kreativität, Politik und Moralvorstellungen. Wer sie als altmodische Püppchen abtut, dem zeige ich gerne eine Klaus-Barbie-Anziehpuppe aus der amerikanischen Satirezeitschrift National Lampoon oder einen dänischen Bogen mit Jesus am Kreuz zum Ausschneiden und Ankleiden.

In den USA ist die kreative Sammlerszene inzwischen so weit, dass jetzt im Winter das erste vollständig farbige Magazin mit Anziehpuppen aus Papier erschienen ist. Allerdings beschränkt sich die vierteljährlich erscheinende Publikation Paper Doll Studio "nur" auf zeitgenössige Anziehpuppen - die Kunst und das Handwerk, sie zu zeichnen, zu malen oder als Collagen darzustellen.

Mir fällt auf, während ich diesen Text schreibe, dass ich immer wieder zwei Probleme habe:

1. Es ist nicht leicht, meine Begeisterung in wenigen Zeilen umzusetzen und ein Thema nach dem anderen abzuarbeiten. Fakt ist: Ich könnte mehrere Bücher über das Thema schreiben, weil sich in fast drei Jahrzehnten so viel Wissen angesammelt hat und mich einerseits so viele Aspekte faszinieren, andererseits, gerade was die deutschen Anziehpuppen angeht, sind noch so viele Fragen offen.

2. Es schwingt auch immer ein wenig meine Enttäuschung mit, dass sich in Deutschland so wenig tut, während man sich im Ausland  seit Jahren regelmäßig trifft, um Informationen und Wissen auszutauschen und gemeinsam Spaß zu haben. In den USA kommen seit etwa 30 Jahren bis zu 200 Menschen auf den großen, jährlich stattfindenden Conventions zusammen. In Dänemark waren wir auf einem Treffen einmal etwa 130 Sammlerinnen.

Diese Zahlen verdeutlichen zweierlei: In Dänemark sind Anziehpuppen ein sehr beliebtes und weit verbreitetes Sammelobjekt. Dagegen gibt es in den USA zwar auch eine größere Sammelgemeinde, aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl des Landes handelt es sich doch nur um eine Minderheit, wenn man bedenkt wie viele Menschen Barbies, antike Puppen, Blechspielzeug, Eisenbahnen oder Teddys sammeln.

Auf die Gründe, warum es gerade in diesen beiden Ländern so viele Sammler und Anziehpuppen gibt, möchte ich an anderer Stelle noch einmal zurückkommen. Ich möchte nun beginnen, auf diesen Seiten meine Faszination mit Ihnen zu teilen. Ich will Ihre Neugierde wecken auf eine Welt, die viele schon vergessen glaubten. Und ich hoffe, wir tragen gemeinsam noch viele fehlende Informationen über deutsche Anziehpuppen aus Papier und deren Verlage und Illustoren zusammen.

 

 

Diese zwei Hefte erschienen 1977 im Carlsen Verlag und waren in Dänemark, Schweden und Deutschland erhältlich. Sie wurden von Iben Clante (1911-1985) illustriert, die für den Verlag auch zahlreiche Bögen mit Ankleidepuppen gemalt hat.

Zu dieser Serie gehören 4 Hefte mit jeweils einem Mädchen. Abgebildet sind zwei Hefte der kleinen Serie 3040/1-4. Es gab die Heft auch in größerer Ausführung (Din A4).

 

Auch diese Seite wird demnächst ergänzt und erweitert...!